Gelobt sei Gott – Filmstart und pädagogisches Begleitmaterial
Alexandre lebt mit Frau und Kindern in Lyon. Eines Tages erfährt er per Zufall, dass der Priester, von dem er in seiner Pfadfinderzeit missbraucht wurde, immer noch mit Kindern arbeitet. Er beschließt zu handeln und bekommt bald Unterstützung von zwei weiteren Opfern, François und Emmanuel. Gegenseitig geben sie sich Kraft und kämpfen gemeinsam dafür, das Schweigen, das über ihrem Martyrium liegt, zu brechen. Ihr Widerstand formiert sich und wird zu einer Lawine, die am Ende nicht mehr aufzuhalten ist… Der Film „Gelobt sei Gott“ ist ab dem 26. September 2019 in den deutschen Kinos zu sehen. Pädagogisches Begleitmaterial kann hier heruntergeladen werden.
Der auf tatsächlichen Ereignissen beruhende sexuelle Missbrauch von minderjährigen Jungen durch einen katholischen Priester und seine (Spät-)Folgen bis hin in das Erwachsenenalter ist der zentrale Themenkomplex des Films. Die Auseinandersetzung mit dieser vielschichtigen Thematik geschieht allerdings nicht in Form plakativer Schwarz-Weiß-Malerei oder durch einfache Distanzierung von den Tätern und Schuldzuweisung.
Vielmehr wird die Rolle des Priesters und seiner Vorgesetzten in der Kirche ambivalent gezeichnet, changiert zwischen (brutal wirkender) Ignoranz und dem Verzögern von Konsequenzen in den eigenen Reihen sowie dem Versuch von Verständnis und Bedauern (bezeichnenderweise am deutlichsten durch die einzige weibliche Figur aufseiten der Kirche in der Opferbetreuung). Die zögerliche Haltung der Kirche führt zudem in der Notwendigkeit, die Polizei einzuschalten und an die Öffentlichkeit zu gehen, zu einer zweiten Viktimisierung, was in einigen Szenen deutlich spürbar wird.
Zentral ist jedoch die mutige Art, in der drei Opfer, zu Beginn Alexandre und dann auch François und Emmanuel, als Erwachsene zunächst Sühne bei der Kirche und später auch Bestrafung der Beteiligten vor der staatlichen Gerichtsbarkeit einfordern. Sie bringen das Tabuthema sexueller Kindesmissbrauch an die Öffentlichkeit. Zivilcourage, Rückhalt in den Familien und von den Partnerinnen, Zusammenhalt der Opfer untereinander und Solidarität mit den Opfern von außen sind wichtige, Hoffnung und Stärke vermittelnde Inhalte, die auch über das Thema Missbrauch hinausweisen: Wie kann man mit und über die Medien die Öffentlichkeit mobilisieren und gemeinsam versuchen, sein Ziel zu erreichen?
Verhandelt werden Moralvorstellungen innerhalb und außerhalb der (katholischen) Kirche, gestellt werden Fragen nach Vertrauen und Vertrauensmissbrauch, nach dem Glauben als Kraft spendendes oder als unterdrückendes Ritual, nach Schuld und Vergebung, nach der Feigheit (der Täter) und dem Mut (der Opfer), sich der traurigen Wahrheit zu stellen. In diese zentralen Aspekte hinein wirken die Möglichkeiten der Opfer für die Bewältigung der traumatisierenden Taten, etwa durch externe Hilfsangebote.
Der Film „Gelobt sei Gott“ ist ab dem 26. September 2019 in den deutschen Kinos zu sehen. Pädagogisches Begleitmaterial kann hier heruntergeladen werden.